Was bedeutet barrierefreie Webseite?

Barrierefreies Internet bedeutet, dass Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ungehindert im Netz surfen können. Neben den offensichtlichen Einschränkungen, mit denen vor allem blinde Menschen konfrontiert sind, gibt es noch eine ganze Reihe weiterer, die Probleme bereiten können, z. B.: 

  • Farbenblindheit (wird z. B. zum Problem, wenn auf Webseiten Funktionen durch die Farben Grün und Rot gekennzeichnet sind)
  • Sehnenscheidenentzündung in Hand und Arm (wird z. B. zum Problem, wenn eine Seite nicht über die Tastatur bedient werden kann)
  • Gehörlosigkeit (wird z. B. zum Problem, wenn Videos keine Gebärdensprache oder Untertitel anbieten)
  • ADHS und Dyslexie (wird z. B. zum Problem, wenn Webseiten eine ungeordnete Struktur oder viele animierte Elemente aufweisen und sehr lange Textblöcke haben)

Gesundheitliche Einschränkungen können jeden treffen. Deshalb ist es sinnvoll, sich über  die Barrierefreiheit der eigenen Webseite Gedanken zu machen. 

Die Standards für Barrierefreiheit sind von der Arbeitsgruppe Web Accessibility Initiative (WAI) in den internationalen Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG 2.0) festgelegt worden. In Deutschland hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Projektreihe BIK (Barrierefrei informieren und kommunizieren) ins Leben gerufen. Sie hat diese Richtlinien in die „Barrierefreie Informationstechnikverordnung (BITV) 2.0“ übernommen, die 2011 in Deutschland in Kraft getreten ist. 

Für die barrierefreie Gestaltung einer Webseite werden die verschiedenen Aspekte der Richtlinien unter die Lupe genommen und gegebenenfalls verbessert. Es gibt drei Stufen der Umsetzung: A, AA und AAA. Dabei sollte AA eigentlich Standard jeder Webseite sein, während A einfach nur minimale Basics erfüllt und AAA eine hundertprozentige Barrierefreiheit bedeutet. 
 

Ziel: barrierefreie Webseite für die BWVA

Die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte (kurz BWVA) gab die barrierefreie Umgestaltung ihre Webseite bwva.de bei uns in Auftrag. Die Anforderung war, dass alle Richtlinien der Stufe AA umgesetzt werden. Wir haben dafür unter anderem die Liste der BITV-Selbstbewertung herangezogen.  

Viele Anforderungen einer barrierefreien Webseite sind redaktionell, wie z. B. die richtigen Überschriften, Listen oder aussagekräftige Alt-Texte bei Bildern. Aber auch die Navigation überprüften wir sowie die Kontraste der Farben auf der Webseite. 

Unter anderem passten wir das Suchfeld an. Anfangs war es so gestaltet, dass der Suchbutton (eine kleine Lupe) dem Feld, in das man das Suchwort eingibt, vorangestellt war. Doch wenn man die Seite mit der Tastatur ansteuert, macht diese Reihenfolge natürlich keinen Sinn. Ein Benutzer möchte erst das Suchwort eintippen und dann auf den Button „Suchen“ klicken. Also änderten wir die Reihenfolge. 

Besonders viele Gedanken steckten wir in die Tabellen der BWVA. Sie sind relativ komplex, da es sich unter anderem um Bilanzen handelt. Hier ging es darum, die richtigen Zuordnungen der einzelnen Datenfelder zu den passenden Kopffeldern zu finden. 

Auch auf die Infografiken richteten wir ein besonderes Augenmerk. Denn die Informationen, die darin enthalten sind, müssen über andere Wege zugänglich gemacht werden, in diesem Fall vor allem durch die Texte, die die Grafiken begleiten. Aber auch spezifische Alt- und Title-Texte sind Möglichkeiten, um wichtige Hinweise weiterzugeben.

CD und Barrierefreiheit

Das Corporate Design der BWVA gibt verschiedene Farben, vor allem Blautöne, vor. Bei der barrierefreien Umarbeitung stellten wir fest, dass diese Farben in vielen Fällen auf der Seite nicht kontrastreich genug gestaltet sind. Wir probierten, wie wir die Farben verändern müssen, um genügend Kontrast zu erreichen.

Doch dann entschieden wir uns dafür, stattdessen einen „Kontrastbutton“ einzubauen, über den man eine andere Ansicht der Seite mit einem erhöhten Kontrast laden kann. Der Vorteil liegt natürlich auf der Hand: Wir mussten nicht in die Vorgaben eingreifen, die das Corporate Design uns eigentlich vorgibt. 

Gerade an dieser Stelle im Bearbeitungsprozess wurde uns der Vorteil deutlich, wenn eine Seite von Anfang an barrierefrei gestaltet wird. Denn dann kann man beim Webdesign den Kontrast gleich mit in Betracht ziehen. Doch der Kontrastbutton ist eine gute Alternative, wenn dies nicht (mehr) möglich ist. 

Das Gutachten

Nachdem die Seite fertig war, gaben wir sie bei einem Gutachter in Auftrag. Er prüfte die Umsetzung der WCAG 2.0-Richtlinien. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Barrierefreiheit einer Seite testen zu lassen. Zum einen hat BIK ein Testverfahren entwickelt, das entwicklungsbegleitend oder abschließend in Auftrag gegeben werden kann. Bei erfolgreich bestandener Überprüfung erhält die Seite ein Prüfzeichen (90plus oder 95plus) und wird in die Liste 90plus aufgenommen, die alle barrierefreien Webangebote in einem Überblick präsentiert.

Man kann aber auch einen privaten Gutachter beauftragen. Dies taten wir im Fall von bwva.de. Ein privater Gutachter arbeitet ähnlich wie BIK, nur dass er kein Prüfzeichen vergibt. Dafür prüft er meist mehr Seiten und steigt noch tiefer in verschiedene Bereiche ein. 

Das Zeugnis für bwva.de fiel gut aus, was uns natürlich sehr gefreut hat. Vieles war dem Gutachter positiv aufgefallen und einige weiterführende Hinweise zeigten uns, wie noch weiter optimiert werden kann.  

Diese Leistungen wurden in Anspruch genommen

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Unterstützen auch Sie ein barrierefreies Internet? Dann kontaktieren Sie uns: info@heindl.de, 07071 444 08. Wir beraten Sie, wie Ihre Seite barrierefrei wird.

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